Deutsche Bundesgesetze und -verordnungen

Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit an Bildschirmgeräten (BildscharbV)

Ausfertigungsdatum
1996-12-04
Fundstelle
BGBl I: 1996, 1843
Zuletzt geändert durch
Art. 7 V v. 18.12.2008 I 2768

Diese Verordnung dient in Verbindung mit dem Arbeitsschutzgesetz der Umsetzung folgender Richtlinie: Richtlinie 90/270/EWG des Rates vom 29. Mai 1990 über die Mindestvorschriften bezüglich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes bei der Arbeit an Bildschirmgeräten (ABl. EG Nr. L 156 S. 14).

§ 1 Anwendungsbereich

(1) Diese Verordnung gilt für die Arbeit an Bildschirmgeräten.

(2) Diese Verordnung gilt nicht für die Arbeit an

  1. Bedienerplätzen von Maschinen oder an Fahrerplätzen von Fahrzeugen mit Bildschirmgeräten,

  2. Bildschirmgeräten an Bord von Verkehrsmitteln,

  3. Datenverarbeitungsanlagen, die hauptsächlich zur Benutzung durch die Öffentlichkeit bestimmt sind,

  4. Bildschirmgeräten für den ortsveränderlichen Gebrauch, sofern sie nicht regelmäßig an einem Arbeitsplatz eingesetzt werden,

  5. Rechenmaschinen, Registrierkassen oder anderen Arbeitsmitteln mit einer kleinen Daten- oder Meßwertanzeigevorrichtung, die zur unmittelbaren Benutzung des Arbeitsmittels erforderlich ist, sowie

  6. Schreibmaschinen klassischer Bauart mit einem Display.

(3) Die Verordnung gilt nicht in Betrieben, die dem Bundesberggesetz unterliegen.

(4) Das Bundeskanzleramt, das Bundesministerium des Innern, das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das Bundesministerium der Verteidigung oder das Bundesministerium der Finanzen können, soweit sie hierfür jeweils zuständig sind, im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales und, soweit nicht das Bundesministerium des Innern selbst zuständig ist, im Einvernehmen mit dem Bundesministerium des Innern bestimmen, daß für bestimmte Tätigkeiten im öffentlichen Dienst des Bundes, insbesondere bei der Bundeswehr, der Polizei, den Zivil- und Katastrophenschutzdiensten, dem Zoll oder den Nachrichtendiensten, Vorschriften dieser Verordnung ganz oder zum Teil nicht anzuwenden sind, soweit öffentliche Belange dies zwingend erfordern, insbesondere zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit. In diesem Fall ist gleichzeitig festzulegen, wie die Sicherheit und der Gesundheitsschutz der Beschäftigten nach dieser Verordnung auf andere Weise gewährleistet werden.

§ 2 Begriffsbestimmungen

(1) Bildschirmgerät im Sinne dieser Verordnung ist ein Bildschirm zur Darstellung alphanumerischer Zeichen oder zur Grafikdarstellung, ungeachtet des Darstellungsverfahrens.

(2) Bildschirmarbeitsplatz im Sinne dieser Verordnung ist ein Arbeitsplatz mit einem Bildschirmgerät, der ausgestattet sein kann mit

  1. Einrichtungen zur Erfassung von Daten,

  2. Software, die den Beschäftigten bei der Ausführung ihrer Arbeitsaufgaben zur Verfügung steht,

  3. Zusatzgeräten und Elementen, die zum Betreiben oder Benutzen des Bildschirmgeräts gehören, oder

  4. sonstigen Arbeitsmitteln,

sowie die unmittelbare Arbeitsumgebung.

(3) Beschäftigte im Sinne dieser Verordnung sind Beschäftigte, die gewöhnlich bei einem nicht unwesentlichen Teil ihrer normalen Arbeit ein Bildschirmgerät benutzen.

§ 3 Beurteilung der Arbeitsbedingungen

Bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen nach § 5 des Arbeitsschutzgesetzes hat der Arbeitgeber bei Bildschirmarbeitsplätzen die Sicherheits- und Gesundheitsbedingungen insbesondere hinsichtlich einer möglichen Gefährdung des Sehvermögens sowie körperlicher Probleme und psychischer Belastungen zu ermitteln und zu beurteilen.

§ 4 Anforderungen an die Gestaltung

(1) Der Arbeitgeber hat geeignete Maßnahmen zu treffen, damit die Bildschirmarbeitsplätze den Anforderungen des Anhangs und sonstiger Rechtsvorschriften entsprechen.

(2) Bei Bildschirmarbeitsplätzen, die bis zum 20. Dezember 1996 in Betrieb sind, hat der Arbeitgeber die geeigneten Maßnahmen nach Absatz 1 dann zu treffen,

  1. wenn diese Arbeitsplätze wesentlich geändert werden oder

  2. wenn die Beurteilung der Arbeitsbedingungen nach § 3 ergibt, daß durch die Arbeit an diesen Arbeitsplätzen Leben oder Gesundheit der Beschäftigten gefährdet ist,

spätestens jedoch bis zum 31. Dezember 1999.

(3) Von den Anforderungen des Anhangs darf abgewichen werden, wenn

  1. die spezifischen Erfordernisse des Bildschirmarbeitsplatzes oder Merkmale der Tätigkeit diesen Anforderungen entgegenstehen oder

  2. der Bildschirmarbeitsplatz entsprechend den jeweiligen Fähigkeiten der daran tätigen Behinderten unter Berücksichtigung von Art und Schwere der Behinderung gestaltet wird

und dabei Sicherheit und Gesundheitsschutz auf andere Weise gewährleistet sind.

§ 5 Täglicher Arbeitsablauf

Der Arbeitgeber hat die Tätigkeit der Beschäftigten so zu organisieren, daß die tägliche Arbeit an Bildschirmgeräten regelmäßig durch andere Tätigkeiten oder durch Pausen unterbrochen wird, die jeweils die Belastung durch die Arbeit am Bildschirmgerät verringern.

§ 6 Untersuchung der Augen und des Sehvermögens

Für die Untersuchung der Augen und des Sehvermögens einschließlich des Zurverfügungstellens von speziellen Sehhilfen gilt die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge vom 18. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2768), die im Anhang Teil 4 einen Anlass für Angebotsuntersuchungen enthält, in der jeweils geltenden Fassung.

§ 7 (weggefallen)

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Anhang über an Bildschirmarbeitsplätze zu stellende Anforderungen

Bildschirmgerät und Tastatur

* 1. Die auf dem Bildschirm dargestellten Zeichen müssen scharf, deutlich und ausreichend groß sein sowie einen angemessenen Zeichen- und Zeilenabstand haben.

2.  Das auf dem Bildschirm dargestellte Bild muß stabil und frei von
    Flimmern sein; es darf keine Verzerrungen aufweisen.


3.  Die Helligkeit der Bildschirmanzeige und der Kontrast zwischen Zeichen
    und Zeichenuntergrund auf dem Bildschirm müssen einfach einstellbar
    sein und den Verhältnissen der Arbeitsumgebung angepaßt werden können.


4.  Der Bildschirm muß frei von störenden Reflexionen und Blendungen sein.


5.  Das Bildschirmgerät muß frei und leicht drehbar und neigbar sein.


6.  Die Tastatur muß vom Bildschirmgerät getrennt und neigbar sein, damit
    die Benutzer eine ergonomisch günstige Arbeitshaltung einnehmen
    können.


7.  Die Tastatur und die sonstigen Eingabemittel müssen auf der
    Arbeitsfläche variabel angeordnet werden können. Die Arbeitsfläche vor
    der Tastatur muß ein Auflegen der Hände ermöglichen.


8.  Die Tastatur muß eine reflexionsarme Oberfläche haben.


9.  Form und Anschlag der Tasten müssen eine ergonomische Bedienung der
    Tastatur ermöglichen. Die Beschriftung der Tasten muß sich vom
    Untergrund deutlich abheben und bei normaler Arbeitshaltung lesbar
    sein.

Sonstige Arbeitsmittel

* 10. Der Arbeitstisch beziehungsweise die Arbeitsfläche muß eine ausreichend große und reflexionsarme Oberfläche besitzen und eine flexible Anordnung des Bildschirmgeräts, der Tastatur, des Schriftguts und der sonstigen Arbeitsmittel ermöglichen. Ausreichender Raum für eine ergonomisch günstige Arbeitshaltung muß vorhanden sein. Ein separater Ständer für das Bildschirmgerät kann verwendet werden.

11. Der Arbeitsstuhl muß ergonomisch gestaltet und standsicher sein.


12. Der Vorlagenhalter muß stabil und verstellbar sein sowie so angeordnet
    werden können, daß unbequeme Kopf- und Augenbewegungen soweit wie
    möglich eingeschränkt werden.


13. Eine Fußstütze ist auf Wunsch zur Verfügung zu stellen, wenn eine
    ergonomisch günstige Arbeitshaltung ohne Fußstütze nicht erreicht
    werden kann.

Arbeitsumgebung

* 14. Am Bildschirmarbeitsplatz muß ausreichender Raum für wechselnde Arbeitshaltungen und -bewegungen vorhanden sein.

15. Die Beleuchtung muß der Art der Sehaufgabe entsprechen und an das
    Sehvermögen der Benutzer angepaßt sein; dabei ist ein angemessener
    Kontrast zwischen Bildschirm und Arbeitsumgebung zu gewährleisten.
    Durch die Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes sowie Auslegung und
    Anordnung der Beleuchtung sind störende Blendwirkungen, Reflexionen
    oder Spiegelungen auf dem Bildschirm und den sonstigen Arbeitsmitteln
    zu vermeiden.


16. Bildschirmarbeitsplätze sind so einzurichten, daß leuchtende oder
    beleuchtete Flächen keine Blendung verursachen und Reflexionen auf dem
    Bildschirm soweit wie möglich vermieden werden. Die Fenster müssen mit
    einer geeigneten verstellbaren Lichtschutzvorrichtung ausgestattet
    sein, durch die sich die Stärke des Tageslichteinfalls auf den
    Bildschirmarbeitsplatz vermindern läßt.


17. Bei der Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes ist dem Lärm, der
    durch die zum Bildschirmarbeitsplatz gehörenden Arbeitsmittel
    verursacht wird, Rechnung zu tragen, insbesondere um eine
    Beeinträchtigung der Konzentration und der Sprachverständlichkeit zu
    vermeiden.


18. Die Arbeitsmittel dürfen nicht zu einer erhöhten Wärmebelastung am
    Bildschirmarbeitsplatz führen, die unzuträglich ist. Es ist für eine
    ausreichende Luftfeuchtigkeit zu sorgen.


19. Die Strahlung muß - mit Ausnahme des sichtbaren Teils des
    elektromagnetischen Spektrums - so niedrig gehalten werden, daß sie
    für Sicherheit und Gesundheit der Benutzer des Bildschirmgerätes
    unerheblich ist.

Zusammenwirken Mensch - Arbeitsmittel

* 20. Die Grundsätze der Ergonomie sind insbesondere auf die Verarbeitung von Informationen durch den Menschen anzuwenden.

21. Bei Entwicklung, Auswahl, Erwerb und Änderung von Software sowie bei
    der Gestaltung der Tätigkeit an Bildschirmgeräten hat der Arbeitgeber
    den folgenden Grundsätzen insbesondere im Hinblick auf die
    Benutzerfreundlichkeit Rechnung zu tragen:


21.1 Die Software muß an die auszuführende Aufgabe angepaßt sein.


21.2 Die Systeme müssen den Benutzern Angaben über die jeweiligen
    Dialogabläufe unmittelbar oder auf Verlangen machen.


21.3 Die Systeme müssen den Benutzern die Beeinflussung der jeweiligen
    Dialogabläufe ermöglichen sowie eventuelle Fehler bei der Handhabung
    beschreiben und deren Beseitigung mit begrenztem Arbeitsaufwand
    erlauben.


21.4 Die Software muß entsprechend den Kenntnissen und Erfahrungen der
    Benutzer im Hinblick auf die auszuführende Aufgabe angepaßt werden
    können.


22. Ohne Wissen der Benutzer darf keine Vorrichtung zur qualitativen oder
    quantitativen Kontrolle verwendet werden.
Was ist Bundesgit?

Bundesgit ist der Versuch, die Mechanismen der Versionskontrolle von Software auf deutsche Gesetze anzuwenden. Diese Seite wurde automatisch aus den Inhalten des zugehörigen GitHub Repositories erzeugt.

Was ist GitHub?

GitHub ist ein Verzeichnis, das Programmierer zum Entwickeln und Veröffentlichen oft freier Software-Projekte nutzen können. GitHub basiert auf dem Versions-Management-System Git.

Wie funktioniert Git?

Mit Git können Entwickler von verschiedenen Orten aus gemeinsam an einem Software-Projekt arbeiten. Einzelne Arbeitsschritte können nachverfolgt und die Arbeit unterschiedlicher Menschen zu einem Gesamtwerk zusammengefügt werden.

Was hat das mit Gesetzen zu tun?

Die Ausarbeitung von Gesetzen ähnelt bei genauerem Hinsehen der Entwicklung von Software. Die Nutzung eines Versions-Management-Systems kann den Entstehungsprozess von Gesetzen transparenter und im Rückblick nachvollziehbar machen ( TED-Talk zum Thema).

Wer betreibt Bundesgit?

Bundesgit ist ein Projekt der Open Knowledge Foundation Deutschland, einer gemeinnützigen Organisation zur Förderung von freiem Wissen und offenen Daten.

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